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1. Einführung

La Strada ist eine Anlauf- und Fachberatungsstelle für drogengebrauchende Frauen*, die der Prostitution nachgehen oder von Gewalt bedroht sind. Als niedersachsenweit einzige Einrichtung dieser Art steht die Arbeit von La Strada auf zwei Grundpfeilern:

  Anlaufstelle

  Fachberatungsstelle

  · Café

  · Beratung

  · Streetwork

  · Öffentlichkeitsarbeit

  · Kollegiale Beratung und Fortbildung

  · Vernetzung/Lobbyarbeit

 

La Strada ist ein Projekt von Phoenix e.V., einem Verein zur Beratung und Unterstützung von weiblichen und männlichen Prostituierten, der seit 1989 eine Beratungsstelle vorhält. Der Verein unterstützt aktive und ehemalige Prostituierte bei "alltäglichen" Problemen und begleitet die Prostituierten, die sich beruflich neu orientieren wollen. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind Streetwork, gesundheitliche Prävention (HIV, Hepatitis, sexuell übertragbare Krankheiten) und Freierprävention.

Seit dem 1.11.1993 wurde mit dem Erstellen des La Strada Konzeptes, den Bedarfen von drogengebrauchenden Prostitutierten Rechnung getragen. Diese Bedarfe wurden bei der aufsuchenden Arbeit von Phoenix festgestellt. La Strada ist eine niedrigschwellige, akzeptanzorientierte Beratungs- und Anlaufstelle mit frauenspezifischem Ansatz für Betroffene und deren Angehörige. Niedersachsenweit fungiert La Strada als Fachberatungsstelle für frauenspezifischen Drogengebrauch und Sexarbeit. Die Arbeit der beiden Bereiche, Anlauf- und Fachberatungsstelle, sind eng miteinander verwoben und stehen gleichwertig nebeneinander. Das in über 25 Jahren erworbene Fachwissen mit seinem spezifischen Schwerpunkt bildet die Grundlage für die Arbeit und Sachkompetenz der Fachberatungsstelle .

Auf fachlicher und gesellschaftlicher Ebene verfolgt unsere Öffentlichkeitsarbeit eine Sensibilisierung für die Lebenswelt der betroffenen Frauen*, was durch eine ausdifferenzierte Sichtweise auf Drogengebrauch und Sexarbeit ermöglicht werden soll. Daraus ergibt sich eine einzigartige Expertise für das Land Niedersachsen.

Drogenkonsum begreifen wir als Überlebensstrategie im Sinne einer Selbstmedikation, um posttraumatische Belastungsstörungen, psychiatrische Erkrankungen und körperliche Krankheiten verbunden mit Schmerzen zu beeinflussen. Gesundheitliche und soziale Verelendung verbunden mit Wohnungslosigkeit als Resultat der Kriminalisierung, prägen das Leben der Frauen*. Selbstbestimmte Sexarbeit betrachten wir als grundsätzlich legitime Entscheidung von Frauen* zum Gelderwerb. Das Anerkennen der betroffenen Frau als Expertin für ihre Lebenswelt ist für uns im Beratungsprozess der Ausgangspunkt.

Unser Angebot wird von Frauen* aus dem gesamten Gebiet des Landes Niedersachsen genutzt. Hannover als Landeshauptstadt bietet mit dem Straßenstrich eine gute Möglichkeit die steigenden finanziellen Mittel für den Substanzkonsum zu beschaffen. In Hannover ist die Verfügbarkeit von psychoaktiven Substanzen hoch, was durch die verkehrsgünstige Anbindung der Stadt (Ost/West sowie Nord/Süd Autobahn- und Eisenbahnknotenpunkt) zu erklären ist. Eine Großstadt bietet zudem die notwendige Anonymität und die entsprechenden Beschaffungsmöglichkeiten.

2. Die Arbeitsschwerpunkte

2.1. Anlaufstelle

Die Anlaufstelle La Strada vereint ein breites Spektrum von Angeboten unter einem Dach. Ausgangspunkt der Arbeit ist das niedrigschwellige Café La Strada, welches von den betroffenen Frauen* zu den Öffnungszeiten genutzt werden kann. Weitere Schwerpunkte sind die Beratung der Besucherinnen unserer Einrichtung sowie die Aufsuchende Sozialarbeit, die Mitarbeiterinnen von La Strada im Bereich innerstädtischer Brennpunkte durchführen.

Grundsätze unserer Arbeit sind Anonymität, Freiwilligkeit, Selbstbestimmtheit, Akzeptanzorientierung sowie Parteilichkeit. Unsere Arbeitsweise ist ausgerichtet an fachlichen Standards und orientiert sich an Zielen und Möglichkeiten der betroffenen Frau*.

Zielgruppe

Die Zielgruppe der Anlaufstelle sind Frauen*, die illegalisierte Substanzen konsumieren, substituiert sind, in der Prostitution arbeiten oder von Gewalt betroffen sind. Frauen* im Sinne unseres Konzeptes sind neben Cis Frauen auch Personen die sich selbst als Frauen definieren, als Transpersonen leben oder als Transpersonen in der Sexarbeit tätig sind. Die Biografien der Frauen* sind gekennzeichnet durch Gewalt, seelisch-emotionale Vernachlässigung und dysfunktionale Familienverhältnisse. Wir sehen die Frauen* vor dem Hintergrund weiblicher Sozialisation und reduzieren sie nicht auf den Drogengebrauch oder die Sexarbeit. In den letzten Jahren nutzen verstärkt wohnungslose, drogengebrauchende Frauen* unsere Einrichtung.

Ziele der niedrigschwelligen Arbeit

  • Übergeordnete Ziele der niedrigschwelligen Anlaufstelle sind Überlebenshilfe, Harmreduction (Schadensminimierung) und Ausstiegshilfe für betroffene Frauen*
  • Schaffung von Zugängen zum Hilfesystem für eine schwer zu erreichende Zielgruppe und Ermöglichung von langfristiger Anbindung der betroffenen Frauen
  • Physische, psychische und soziale Stabilisierung von betroffenen Frauen*
  • Gesundheitsprävention im Sinne von Safer use, Safer work und safer Sex
  • Die Förderung von Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung der Besucherinnen unserer Einrichtung
  • Das Fördern von selbstverantwortlichem Konsum von psychoaktiven Substanzen durch den Aufbau von Konsumkompetenz
  • Einen Beitrag zur Inklusion dieser hoch stigmatisierten Gruppe durch Ermöglichung von Teilhabe am gesellschaftlichen Leben leisten

 

Niedrigschwelliges Café La Strada

Die Frauen* sollen im Café La Strada einen geschützten Raum vorfinden, in dem sie (ersten) Kontakt zum Hilfesystem aufnehmen können, sich mit anderen Betroffenen austauschen sowie Angebote der Grundversorgung in Anspruch nehmen können. Das La Strada bietet den Frauen* eine gewaltfreie Umgebung jenseits des Alltags von Drogenszene und Milieu.

Ein weiteres niedrigschwelliges Angebot ist die Grundversorgung in Form von Dusch- und Waschmöglichkeiten, Weitergabe von Kleiderspenden und das zur Verfügung stellen von einer Waschmaschine sowie eines Trockners. Außerdem gibt es eine Küche zur Selbstversorgung und mehrere Essensangebote pro Woche.

In diesem Rahmen machen die Mitarbeiterinnen den betroffenen Frauen* ein verbindliches Beziehungsangebot, um ihnen die Inanspruchnahme weiterführender Unterstützung zu ermöglichen. Vor dem Hintergrund von Traumafolge- und Bindungssstörungen hat diese Verbindlichkeit eine enorm hohe Bedeutung.

Gruppenangebote, wie z.B. das Mutter-Kind-Café, gemeinsames Kochen oder kreative Angebote, sowie gemeinsame thematische Gespräche im Sinne von Psychoedukation, dienen der Erweiterung von sozialen Kompetenzen und der Vorbereitung von therapeutischen Interventionen.

Das Angebot ist ressourcenorientiert und richtet sich an den Bedürfnissen der Frauen* aus, die zu uns kommen.

Die Zugangsvoraussetzung beschränkt sich auf die Einhaltung der Hausregeln, die den Umgang mit Drogen und Gewalt regeln. In diesem Sinne wird eine sehr hohe Erreichbarkeit der Frauen* hergestellt. Handel und Konsum von Drogen sowie Gewaltandrohung und -ausübung sind in der Beratungsstelle untersagt. Verbale Auseinandersetzungen zur Konfliktlösung sind gewünscht und werden entsprechend begleitet, sollen jedoch auf einer akzeptablen Ebene stattfinden. Beschimpfungen und Beleidigungen werden nicht akzeptiert.

Das Angebot dient der Risikominimierung und Sicherung des Überlebens der Frauen* in ihrer jeweiligen Lebenssituation. Ihr Drogenkonsum wird in diesem Zusammenhang als Selbstmedikation verstanden und akzeptiert. Sexarbeit wird als legale Form des Gelderwerbs anerkannt.

Pluralisierung von Substanzen und Konsummustern hat auf die inhaltlich-pädagogische Arbeit der Anlaufstelle Auswirkungen. Schnelle Verelendungsprozesse und eine niedrige Frustrations- und Aggressionstoleranzgrenze der Klientinnen erfordern von uns Mitarbeiterinnen klare Strukturen, deutliche Grenzsetzungen und deeskalierende Kompetenzen.

Die multiplen Lebenssituationen von Klientinnen, von stabil substituiert bis akut drogengebrauchend, erfordern eine kontinuierliche Anpassung der Angebote unserer Einrichtung an ihre Bedürfnisse.

 

Beratungsarbeit

Das Beratungsangebot ist breit gefächert. Drogengebrauchende und substituierte Frauen* erhalten Psychosoziale Begleitung und Beratung durch jeweils eine zuständige Mitarbeiterin. Die Klientinnen werden auf eigenen Wunsch oder im Rahmen des Substitutionsprogramms ihren Bedürfnissen entsprechend langfristig begleitet. Beratungsarbeit begreifen wir als Beziehungsarbeit, was Besucherinnen ermöglichen soll, Vertrauen gegenüber den Mitarbeiterinnen aufzubauen. Dieses hat positiven Einfluss auf die Gestaltung des Unterstützungsprozesses.

Das Einzelsetting bietet den entsprechenden Rahmen um individuell und ressourcenorientiert sensible Themen aufzugreifen oder zu bearbeiten. Inhalte dieser Einzelberatungen sind:

  • Suchtberatung. Der Gebrauch illegalisierter, psychoaktiver Substanzen wirkt sich im Leben der betroffenen Frauen auf ganz unterschiedlichen Ebenen aus. In den Einzelberatungen sind die Folgen im Lebensalltag der Besucherinnen besprech- und bearbeitbar.
  • Beratung zu Sexarbeit. Wir beraten die Frauen sowohl zum Einstieg, als auch zum Ausstieg. Aus der Sexarbeit erworbene Fertigkeiten werden als Ressourcen im Beratungsprozess aufgegriffen.
  • Krisenintervention. In akuten persönlichen Notsituationen können sich die Klientinnen während der Öffnungszeiten jederzeit an die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle wenden.
  • Allgemeine psychosoziale Beratung. zu persönlichen Lebensfragen und Entwicklung von Zukunftsperspektiven.
  • Vermittlung in stationären klinischen Entzug sowie in ambulante/stationäre Therapie einschließlich der Kostenklärung. Außerdem findet bei Bedarf die Weitervermittlung in entsprechende andere Facheinrichtungen statt.
  • Schwangerschaft und Mutterschaft. Die Frauen* werden in der Schwangerschaft in Kooperation mit anderen Hilfeangeboten auf die Mutterschaft vorbereitet. Es werden Unterstützung und Begleitung bei Arztbesuchen, bei der Kontaktaufnahme zu Hebammen und bei Ämtergängen angeboten. Darüber hinaus können alle schwangerschaftsrelevanten Fragen und Ängste besprochen werden.
  • Wohnungslosigkeit. Abwendung von Wohnungsverlust sowie Unterstützung bei der Wohnungssuche oder Weitervermittlung in Übergangseinrichtungen.
  • Konflikte mit Partnern, Eltern, Angehörigen. Unterstützung und gemeinsame Gespräche mit nahestehenden Personen, um das soziale Netz zu festigen.
  • Konflikte mit Behörden und der Justiz. Die finanzielle Sicherung des Lebensunterhalts sowie die Regelung strafrechtlicher Angelegenheiten sind für die Frauen* unabdingbar, um sich dauerhaft zu stabilisieren.
  • Gesundheitsprävention. Einen großen Anteil der Beratung nimmt die Aufklärungsarbeit zu Hepatitis C, HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen ein.
  • Psychoedukation und Stabilisierung. Information über Auswirkungen von traumatischen Erfahrungen und deren Folgen sowie dem Zusammenhang von Trauma und Sucht. Angebot von Übungen zur Herstellung intrapersoneller Sicherheit.
  • Unterstützung in Schuldenangelegenheiten und Weitervermittlung an Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen.

Zusätzlich zu den Einzelberatungen bieten wir verschiedene Gruppentrainings an, die von uns Mitarbeiterinnen angeleitet werden. Neben der Vermittlung von Inhalten ist für dieses Setting der lösungsorientierte Austausch der betroffenen Frauen untereinander charakteristisch. Folgende Gruppen halten wir vor:

  • Das Manual „Sicherheit finden“ nach L. Najavits. integriert Behandlungsprinzipien aus Sucht- und Traumatherapie.  Der Schwerpunkt liegt auf stabilisierenden Interventionen und dem Aufbau sicherer Bewältigungsstrategien. Ziel ist die Vermittlung von intra- und interpersoneller Sicherheit als Grundlage zur psychischen, physischen und sozialen Stabilisierung sowie die Einschränkung von Substanzkonsum. „Sicherheit finden“ stellt sowohl eine Ergänzung zu therapeutischen Angeboten als auch eine therapievorbereitende Maßnahme dar.
  • „Kompetenz im selbstbestimmten Substanzkonsum“ (KISS) nach GK Quest ist ein verhaltenstherapeutisch orientiertes Selbstmanagementprogramm zur bewussten Veränderung des Konsums legaler und illegaler Drogen. Inhalte sind u.a. das Führen eines Konsumtagesbuches, das Bestimmen von wöchentlichen Konsumzielen, das Realisieren bzw. Bewältigen von riskanten Lebenslagen sowie die Auseinandersetzung mit Rückfällen. Selbstbestimmter Konsum bezeichnet also einen disziplinierten, geplanten und limitierten Substanzgebrauch.

Aufsuchende psychosoziale Beratung. Zielgruppen für dieses Angebot sind alternde Substituierte und Drogengebraucherinnen* mit gesundheitlichen Folgestörungen im körperlichen wie auch im psychischen Bereich, durch jahrelangen Substanzgebrauch, Substituierte mit Mobilitätseinschränkungen besonders im ländlichen Bereich ohne ausreichende Versorgung vor Ort, sowie Substituierte und Drogengebraucherinnen*, die mit ihren Kindern in einem Haushalt leben. Ziel des Angebots ist die Sicherstellung der Anbindung an das Hilfesystem.

 

Aufsuchende Sozialarbeit

Aufsuchende Arbeit findet im Rahmen des Café Nachtschicht am Straßenstrich Hannover sowie in der JVA Vechta, Abteilung Hildesheim statt. Darüber hinaus suchen wir innerstädtische Brennpunkte auf und bieten wie oben beschrieben aufsuchende psychosoziale Beratung an.

Träger des Projektes Nachtschicht, eines Beratungscafés am hannöverschen Straßenstrich, ist der Verein Phoenix. In Kooperation wird das Café Nachtschicht durch die Beratungsstellen Phoenix und La Strada sowie die AIDS- und STD-Beratungsstelle der Region Hannover betrieben.

Das Café Nachtschicht dient ebenfalls als Schutzraum für alle auf der Straße tätigen Frauen* und das Angebot umfasst:

  • Kontaktaufnahme, Kontaktpflege
  • Beratung
  • Verteilen von Informationsmaterial
  • kostenlose Vergabe von Spritzen, Kondomen und anderen Arbeitsmaterialien
  • HIV- und Hepatitis-Prävention, sowie gesundheitliche Aufklärung zur Vermeidung von sexuell übertragbaren Krankheiten
  • Deeskalation auf der Szene, Förderung des Verständnisses untereinander
  • Vermittlung in andere Einrichtungen

Im Rahmen der aufsuchenden Arbeit geht eine Kollegin nach Bedarf in die Frauenabteilung der JVA Vechta, Abteilung Hildesheim und bietet dort Einzelberatung an.

Durch die aufsuchende Arbeit im Innenstadtbereich und den angrenzenden Wohnstadtteilen von Hannover gibt es die Möglichkeit die Angebote der Beratungsstelle zu präsentieren und die Hemmschwellen zum Erstbesuch der Einrichtung abzusenken. Die Präsenz auf der offenen Drogenszene bietet Einblicke in die Lebenswelt der Frauen* und die Entwicklungen der Szene.

 

2.2. Fachberatungsstelle

Neben der niedrigschwelligen Beratungsarbeit gehören die Fachberatung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Konzept der Anlauf- und Fachberatungsstelle La Strada, für drogengebrauchende Frauen*. Beide Säulen stehen gleichwertig nebeneinander. Drogengebrauch und Sexarbeit sind gesellschaftliche Realitäten. Die speziellen Lebenswelten und Bedarfe von drogengebrauchenden Frauen* sind hingegen wenig präsent und bekannt. Genauso verhält es sich mit den Arbeitsbedingungen in der Sexarbeit. Die betroffenen Frauen* haben auf Grund der hohen Stigmatisierung keine Möglichkeit ihre Bedarfe anzumelden. Wir versuchen daher, mit unserer Arbeit auf die gesellschaftliche Realität zugunsten der betroffenen Frauen* einzuwirken. Niedersachsenweit ist La Strada die einzige Fachberatungsstelle mit dieser Expertise. Die Ziele und konkreten Angebote der Fortbildungs-, Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit des La Stradas sind daran orientiert, diese Ansprüche zu verwirklichen.

Zielgruppe

Die Öffentlichkeitsarbeit richtet sich an interessierte Personen oder Gruppen. Darüber hinaus fragen Fachkräfte (wie z. B. Ärzt*innen, Therapeut*innen, Rechtsanwält*innen, Sozialarbeiter*innen), die in ihrem beruflichen Arbeitsfeld auf Frauen* im Kontext von illegalisiertem Drogengebrauch und Sexarbeit treffen, kollegiale bzw. fachliche Beratung an. Wir stehen öffentlichen und privatrechtlichen Institutionen (wie z. B. Schule, Hochschulen, Universitäten Polizei und Justiz; aber auch Vereine, Berufsvertretungen), mit unserem Fachwissen zur Verfügung und bieten Workshops sowie Vorträge an. Gleichzeitig beteiligen wir uns an der Ausbildung von Fachkräften im Sozial- und Gesundheitswesen.

Ziele der Fachberatung und Öffentlichkeitsarbeit

  • Verbesserung des öffentlichen Bekanntheitsgrades von bestehenden professionellen Unterstützungs- und Hilfsangeboten
  • Information über rechtliche, soziale, medizinische Fragen
  • Weiterentwicklung und Sicherung der Hilfsangebote für drogengebrauchende Frauen*
  • Förderung von Inklusion und Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe für Betroffene
  • Information, Aufklärung der Öffentlichkeit über Ursachen, Ausmaß und Folgen
  • Sensibilisierung des öffentlichen Bewusstseins für die psychischen und physischen Beeinträchtigungen der Betroffenen
  • Sichtbarmachung der Auswirkungen von Stigmatisierung und Kriminalisierung auf die Lebenssituationen der Frauen*
  • Überwindung von Vorurteilen und Aufklärungsdefiziten
  • Einbringen der fachlichen Expertise in politische und gesellschaftliche Prozesse zur Verbesserung der Situation der betroffenen Frauen*
  • Veränderung der gesellschaftlichen Perspektive,
  • auf Sucht als Krankheit,
  • auf Sexarbeit als legitime Entscheidung von Frauen* zum Gelderwerb,
  • auf Substanzkonsum als Selbstmedikation,
  • auf selbstverantwortlichen Gebrauch von Substanzen durch Konsumkompetenz und
  • auf Entkriminalisierung von Drogenkonsument*innen sowie Regulierung der Drogenmärkte.

 

Öffentlichkeitsarbeit

Anhand von Flyern, die in unserem Hause, bei Netzwerk- und Kooperationspartner*innen und Ärzt*innen ausliegen, wird das Angebot der Einrichtung bekannt gemacht. Während der Aufsuchenden Arbeit verteilen wir diese direkt an betroffene Frauen*.

Auf www.la-strada-hannover.de findet sich unser Internetauftritt. Hier wird unterschiedlichen Zielgruppen die Möglichkeit geboten, sich umfassend über das gesamte Angebot der Anlauf- und Fachberatungsstelle zu informieren. Neben einem Einblick in das niedrigschwellige Café, Informationen für Interessierte*, Kolleg*innen und Angehörige stehen eigene fachliche Veröffentlichungen zur Verfügung.

Bei Bedarf kann über ein entsprechendes Formular Kontakt per E-Mail aufgenommen werden.

Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit bieten wir weiterhin Informations- und Fortbildungsveranstaltungen an. Diesbezüglich orientieren wir uns an spezifischen Wünschen der anfragenden Personen bzw. Institutionen vor dem Hintergrund unserer Expertise.

 

Kollegiale Beratung und Fortbildung

Themen wie der Konsum illegalisierter Substanzen und Sexarbeit sind hoch emotional besetzt. Moralische Bewertungen und Vorurteile schwingen immer mit und beeinflussen maßgeblich die gesellschaftlichen und politischen Entscheidungsprozesse. Im Interesse unserer Zielgruppe möchten wir diese Grundhaltungen durch die Verbreitung von Fakten positiv beeinflussen.

Verbunden mit Vorurteilen, Stigmata und Ängsten führt oft bereits der Gedankenaustausch über illegalisierte Substanzen und Sexarbeit im privaten, aber auch im beruflichen, fachlichen Zusammenhang schnell zu Kontroversen. Die Konfrontation mit Betroffenen im eigenen Umfeld löst oft Unsicherheiten, Gefühle von Hilflosigkeit und Abwehr aus.

Das La Strada wendet sich mit Fortbildungen an Berufsgruppen, die in ihrer Arbeit als Lehrende, Vorgesetzte, als (professionelle) Ansprech- oder Bezugspersonen mit den unterschiedlichen Ebenen der Thematik in Berührung kommen können.

Wichtige Ziele unserer Angebote sind die Sensibilisierung für die Hintergründe der betroffenen Frauen*, um dadurch die eigenen (professionellen) Handlungskompetenzen zu erweitern.

Vorträge, Fortbildungen und Fallbesprechungen bieten wir z.B. zu folgenden Themen an:

  • Harm Reduction im frauenspezifischen Kontext
  • Möglichkeiten und Grenzen fachlicher Hilfen
  • Trauma und Sucht
  • Krisenintervention bei Gewalterfahrungen
  • Sexarbeit und Substanzgebrauch
  • Selbstfürsorge und Psychohygiene in der Beratungsarbeit

 

Vernetzung und Lobbyarbeit

Zur Verwirklichung der obengenannten Zielsetzungen arbeitet das La Strada vor Ort, im Land Niedersachsen und im Bundesgebiet mit vielen öffentlichen Einrichtungen zusammen. La Strada ist Teil von kommunalen, landes- und auch bundesweiten Netzwerken zu den Themen Substanzkonsum und Sexarbeit.

Außerdem bringen wir unsere Sachkompetenz in Projekten ein. Unter anderem beteiligt sich La Strada aktiv an der Entwicklung und Umsetzung der landesweiten Harmreduction Kampagne der Aids Hilfe Niedersachsen. Daneben begleiten wir die Umsetzung des ProstSchG auf Landesebene im Bereich der gesundheitlichen Beratung durch Einbringen unserer Expertise im Rahmen der Fortbildung der Mitarbeiter*innen der Gesundheitsämter in Niedersachsen sowie auf ministerialer Ebene.

 

3. Ausstattung und Finanzierung

Die Anlauf- und Fachberatungsstelle La Strada liegt zentrumsnah in der Landeshauptstadt Hannover und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Das Café liegt ebenerdig in der Escherstraße und ist mit 20h/Woche an zwei Tagen vormittags und an zwei Tagen nachmittags jeweils für fünf Stunden verbindlich geöffnet. Wenn die Beratungsstelle nicht besetzt ist, kann über einen Anrufbeantworter Kontakt aufgenommen werden. Die Räumlichkeiten des Café Nachtschicht sind ebenerdig in der Brüderstraße direkt angrenzend zum Straßenstrich gelegen. Innerhalb der Woche sind dort Fachkräfte an vier Abenden zehn Stunden für die Sexarbeiterinnen* ansprechbar.

Die Arbeit der Anlauf- und Fachberatungsstelle wird durch 5 Sozialarbeiterinnen/-pädagoginnen in einem basisdemokratischen Team durchgeführt. Unterstützt werden diese durch eine Verwaltungsfachkraft. Alle Mitarbeiterinnen arbeiten in Teilzeit.

Die Finanzierung der Personalkosten sowie der Sachmittel wird durch das Land Niedersachsen sichergestellt. Die Miete der Räumlichkeiten sowie der personellen Mittel und Sachmittel für die aufsuchende Arbeit im Café Nachtschicht und an innerstädtischen Brennpunkten werden zu gleichen Teilen von der Landeshauptstadt und der Region Hannover bereitgestellt.

 

4. Dokumentation und Evaluation

Die Dokumentation unserer Arbeit erfolgt durch das Führen anonymisierter Statistiken. Wir erfassen die Kontakte bzw. Beratungsgespräche mit betroffenen Frauen* oder Angehörigen sowie die Abgabe von Materialien zur Harmreduction. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit dokumentieren wir entsprechende Veranstaltungen. Zur Gewährleistung von Transparenz veröffentlichen wir die Zahlen in unseren Jahresberichten. Auf der Internetseite www.la-strada-hannover.de stehen diese Veröffentlichungen für Interessierte bereit.

Zur Sicherung der Qualität und Überprüfung unserer Arbeit führen wir regelmäßig Teamsupervisionen durch, die von einer externen Supervisorin geleitet werden. Zusätzlich evaluieren wir unsere Arbeit durch interne Klausurtage, auf denen wir z.B. unser Angebot mit aktuellen Bedarfen der Besucherinnen abgleichen. Zeigt sich hier Veränderungsbedarf, können wir zeitnah darauf reagieren und passen unser Angebot an. Die eng verwobene Kombination aus Anlauf- und Fachberatungsstelle ermöglicht uns einen differenzierten Blick, der sowohl fachlichen Standards als auch gelebter Praxis gerecht wird.


Kontaktdaten:

La Strada, Anlauf- und Fachberatungsstelle für drogengebrauchende Frauen*
Escherstr. 25, 30159 Hannover
Tel: 0511- 14023, Fax: 0511- 14007
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web: www.la-strada-hannover.de                                                                       

Stand 2019